Eine Maus als Foto-Investition?
OK, klingt jetzt erstmal nicht so spannend … aber ich habe schon seit Langem keine so deutliche Produktivitätssteigerung in meiner täglichen Arbeit gespürt, wie durch den Kauf der Logitech G502.
Weg vom Grafik-Tablett …
Dazu muss ich vielleicht kurz meinen Hintergrund erläutern: Als Fotograf habe ich mein Handwerk bei den Hoffotografen in Berlin als Portraitfotograf begonnen. Da war es unausweichlich, fast alles an Bearbeitung mit einem Wacom Grafiktablett zu erledigen. Die stufenlose Steuerung von Deckkraft, Pinselhärte etc., die mit einem Grafiktablett möglich ist, erleichtert den Retusche-Workflow ungemein. Über Jahre hinweg, habe ich deswegen (abgesehen vom Touchpad am MacBook) wirklich nur ein Grafiktablett als Eingabemedium an meinem Rechner benutzt.
… hin zur Maus
In den letzten Jahren hat sich mein Arbeitsgebiet durch Industrie- & Panoramafotografie viel von Photoshop weg, hin zu Lightroom Classic, Capture One und PTGui verschoben. Und das WordPress-Backend ist auch ein wichtiger Teil meines Arbeitsalltags geworden.
Das sind alles Programme, in denen die drucksensitive Deckkraft-Steuerung eines Grafiktabletts so gar nicht zu gebrauchen ist. Im Gegenteil: teilweise muss ich – besonders in PTGui – pixelgenau Punkte anklicken. Das ist mit einem Tablett durchaus frustrierend, so dass ich immer wieder eine ganz alte Maus von einem ersten Notebook ausgekramt habe, um die am MacBook zu nutzen.
Bei einem Prime Day wurde mir auf einmal die Logitech-Maus G502 für 39€ angezeigt. Als ich »programmierbare Tasten« las, musste ich an meine Experimente mit der Software Midi2LR & dem Korg nanoKontrol2 denken.
Zusätzliche Buttons, um Lightroom-Funktionen steuern zu können, die sonst nur über vier-tastige Shortcuts oder das dritte Untermenü nach einem Rechtsklick zu erreichen sind? Her damit!
Eine kurze Recherche zeigte, dass sich die zusätzlichen Tasten mit der Logitech-Gaming-Software tatsächlich (fast) frei belegen lassen. Und dass die Software sogar uneingeschränkt auf macOS läuft.
Meine Maus-Konfiguration für Lightroom Classic
Für meine Workflow in Lightroom nutze ich nach einer kurzen Testphase jetzt diese Konfiguration.
Link- und Rechtsklick der Maus funktionieren ganz normal.
Zwei Zusatzbuttons am Zeigefinger: diese erhöhen und verringern den aktuell ausgewählten Regler im Entwicklungsmodul um 0,1
Zwei Zusatzbuttons über dem Daumen: Entwicklungs-Einstellungen des aktuellen Fotos kopieren (mit Menu-Anzeige) & einfügen.
Zusatzbutton vor dem Daumen: Vorher-Ansicht aktivieren / deaktivieren.
Scrollwheel nach links & rechts kippen: ein Bild vor / zurück – egal wo, sogar im aktivierten Freistellungsmodul)
Das klingt erstmal nicht nach viel … führt aber dazu, dass ich alle anderen Funktionen, die ich brauche jetzt mit einer Hand an der Tastatur durchführen kann, die andere kann immer an der Maus bleiben. Das führt zu so einer merklichen Beschleunigung meines LR-Workflows, dass die Auswahl und Bearbeitung von 200 Fotos locker in 25% weniger Zeit machbar ist.
Der letzte verbleibende Knopf wird genutzt, um zwischen den drei möglichen Maus-Profilen zu switchen. Ein Profil nutze ich z.B. für Chrome, um dort per Mausklick Tabs zu öffnen, zu schließen etc.
Man könnte auch noch einen Schritt weiter gehen und in der Logitech Software jedem einzelnen Programm auf dem Rechner ein eigenes Profil zuweisen. Dazu müsste dann aber die Software immer im Hintergrund laufen. Wenn man auf die Funktion verzichtet, werde alle Einstellungen im Maus-Speicher abgelegt und die individuellen Tasten funktionieren an jedem Rechner, an die die Maus angeschlossen wird.
Optisches und Optik
Die Logitech-Maus funktioniert übrigens großartig auf allen möglichen, sogar glänzenden, Oberflächen ohne Ruckler oder Aussetzer.
Bei Bedarf lassen sich auch unterschiedliche dpi-Einstellungen auf die Buttons legen und so z.B. in Photoshop auf Knopfdruck eine sehr langsamen Mauszeiger für präzise Auswahlen erhalten.
Leider musste ich mich damit abfinden, dass mein Schreibtisch jetzt von einem leuchtenden Maus-Gebilde bevölkert wird, dass nur sehr wenig Apple-Eleganz versprüht und eher an futuristische Gaming-Styles aus den frühen 2000ern erinnert. Aber das nehme ich gerne in Kauf.
War das jetzt sehr technik-nerdig? Vielleicht. Aber wie dieser Artikel so schön schreibt:
People who spent money to buy themselves time […] reported greater overall life satisfaction.
Also eine rundum lohnenswerte Investition!
PS: Die nächste Investition wird dann dieser Farming Simulator!
PPS: Ich wurde nicht von Logitech oder irgendjemandem für diesen Beitrag bezahlt. Ich bin einfach überzeugt vom Produkt. Und die Links zu Amazon sind auch keine Affiliate-Links.